Geschichte der FF-Judenau

Der Gedanke und Vorsatz vor ca. 130 Jahren in Judenau eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen mag heute als nichts Besonderes erscheinen. Für die damalige Zeit muss er aber rückblickend als wahre Pioniertat für die Gemeinde gewertet werden, da es im ganzen Tullner Bezirk nur eine einzige derartige Einrichtung gab. Die Chronik nennt als Gründer Hr. Franz Warnberger, Hr. Florian Dietrichstein und Hr. Josef Dietrichstein.

Grundlage der Vereinstätigkeit ist das betreffende Statut. Es wurde am 10. Oktober 1875 erlassen und für die Freiwillige Feuerwehr Judenau von ihrem ersten Hauptmann, Hr. Franz Hiesinger, sowie dem ersten Schriftführer Leopold Dunkler unterzeichnet. Die Feuerwehr kaufte bereits im Gründungsjahr eine Saugspritze um 1410 Gulden. Diese Spritze versah über 50 Jahre lang zur vollsten Zufriedenheit ihre Dienste.

Neben der Bekämpfung von zahlreichen, in dieser Zeit üblichen, Bränden wurde Judenau immer wieder von Überschwemmungen heimgesucht (1881, 1882 und 1897). Nach Beendigung des 1. Weltkrieges fanden im Jahre 1920 Neuwahlen statt. Durch die neue Vereinsleitung fanden der erste Feuerwehrball und das erste Feuerwehrfest statt. In den folgenden Jahren wurde aufgerüstet und modernisiert und das „Feuerwehr-Depot“ wurde vom Fürsten von und zu Liechtenstein im „Meierhof“ (Melkerschule) zur Verfügung gestellt. Doch auch dieser Platz wurde bald zu klein und daher wurde ein eigenes Zeughaus gebaut, das am 8. September 1928 feierlich eingeweiht wurde. Die erste Motorspritze erhielt die Feuerwehr Judenau 1926, die den enormen Betrag von 11.000 Schilling kostete.

Am 31. Dezember 1933 wird der Stand der Wehr mit 24 ausübenden Mitgliedern und 120 unterstützenden Mitgliedern angegeben. Das letzte vorliegende Protokoll aus der ersten Republik wurde am 17. Juli 1934 gefertigt. In der Zeit des 2. Weltkrieges wurden keine schriftlichen Aufzeichnungen geführt.

Das Ausrufen der Republik Österreich brachte auch die Wiederherstellung der Freiwilligen Feuerwehr Judenau. Hr. Bürgermeister Kleiß lud am 22. April 1946 zu einer diesbezüglichen Zusammenkunft ein und forderte besonders die Jugend auf, die Freiwillige Feuerwehr Judenau wieder im österreichischen Sinne zu führen.

Während Ihres 100-jährigen Bestehens war die Freiwillige Feuerwehr Judenau bei über 250 Brandbekämpfungen und etlichen Hochwassereinsätzen im Einsatz. Da die Feuerwehr nach ihrem Wiedererstehen praktisch mittellos war, wurde am 20. April 1947 bei der Raiffeisenkasse Langenrohr ein Darlehen in Höhe von 7.500,- Schilling aufgenommen um die Feuerwehrtätigkeiten weiterführen zu können. In dieser Zeit erhält die Feuerwehr ein ehemaliges Heeresfahrzeug (Dodge) als Löschfahrzeug. 1949 erhält die Wehr, als eine der ersten im Bezirk Tulln, neue Uniformen. 1957 wurde eine neue Tragkraftspritze mit VW-Motor angeschafft und 1963 erhielt die Wehr unter dem Kommandanten Hr. Anton Harold ein neues Löschfahrzeug (Opel Blitz).

Die Modernisierung im Feuerwehrwesen machte natürlich auch vor Judenau nicht Halt. Durch die Veränderung der Materialien reichte der herkömmliche Atemschutz nicht mehr aus, daher erhält die Wehr 1975 erstmals schwere Atemschutzgeräte. Zu diesem Zeitpunkt war die Freiwillige Feuerwehr Judenau 100 Jahre alt und zählte 26 aktive Mitglieder sowie 10 Reservisten. In diesem Jahr wurde auch das Feuerwehrhaus generalüberholt.

 

Die „Neuzeit“ der Freiwilligen Feuerwehr Judenau

1976 wird erstmals wieder überlegt ein Feuerwehrfest abzuhalten, um die Finanzen der Wehr etwas aufzubessern. Dazu wurde der „Schüttengruber-Keller“ renoviert und ein Feuerwehrheurige an 2 Wochenenden abgehalten.

1977 machte ein Großbrand im landwirtschaftlichen Gebäude der Familie Minich in Zöfing der Wehr große Probleme. Die eisige Kälte ließ die Schlauchleitungen immer wieder einfrieren. Im selben Jahr stellte ein Tankwagenunfall auf der Bundesstraße 19, beim ehemaligen Kaufhaus Rutte,mitten in der Ortschaft, die Freiwillige Feuerwehr Judenau auf eine harte Probe, da die Tankstelle Köckeis in unmittelbarer Nähe des Einsatzbereiches lag.

1978 hält die „Telekommunikation“ Einzug in das Feuerwehrgeschehen. So erhält die Wehr Handfunkgeräte um die Einsatzabläufe schneller und besser koordinieren zu können. Ein Jahr darauf wurde ein Löschfahrzeug mit Bergeausrüstung von der Fa. Rosenberger angeschafft. Durch die Anschaffung des neuen Fahrzeuges wurden ein paar Umbauarbeiten am Feuerwehrhaus notwendig.

Die laufende „Werbung“ bei der Dorfjugend macht sich bezahlt, denn die Wehr hat 1986 einen Aktivstand von 37 Kameraden sowie 4 Reservisten. Die Steigerung der technischen Einsätze (Verkehrsunfälle) macht die Anschaffung eines Abschleppgerätes notwendig. Daher wurden 1988 bei einer Mitgliederversammlung der Ankauf eines hydraulischen Rettungsgerätes und die daraus resultierende Vergrößerung des Feuerwehrhauses beschlossen. Ein großes und breites Tor ermöglichte ein sicheres Ausrücken des mittlerweile relativ großen Fuhrparkes (1 Löschfahrzeug, 1 Mannschaftstransportwagen, 1 Abschleppachse, 1 Anhänger).

Nach Abschluss der Arbeiten präsentierte sich ein modernes, den Anforderungen der Zeit angepasstes Feuerwehrhaus, dass 1992 durch Geistl. Rat Pfarrer Fraßl gesegnet wurde. 1993 erhält die Feuerwehr Judenau eine Funksirenensteuerung und ist somit an das Warn- und Alarmsystem Niederösterreich angeschlossen.

 

Die „Gegenwart“ der Freiwilligen Feuerwehr Judenau

1996 fand die Neuwahl des Feuerwehrkommandos statt. Vom 7. bis 9. Juli 1997 war ein großer Hochwassereinsatz entlang der Großen Tulln, welcher sogar eine Beteiligung des  Bundesheeres und eines FuB-Zuges aus dem Bezirk Hollabrunn erforderte.

Durch die Umfahrungsstraße B 19 sowie die Eröffnung der zweiten Tullner Donaubrücke stieg das Verkehrsaufkommen rasant, welches den Neukauf eines zeitgemäßen Löschfahrzeuges mit Bergeausrüstung notwendig machte. In der Nacht vom 19. auf den 20. Juli 1999 war ein verheerender Großbrand im Rinderstall des Aussiedlerhofes Fam. Pfiel, bei dem 15 Feuerwehren mit 270 Mann im Einsatz waren und das Übergreifen der Flammen auf den Schweinestall verhindern konnten.

2000 musste auch das Löschfahrzeug (LFB) nach 20 Jahren Einsatztätigkeit aus der Mindestausrüstung ausgeschieden werden. Das neue Löschfahrzeug mit Bergeausrüstung, Flutlichtmast, Rahmenseilwinde und Einbaugenerator wurde am 29. Jänner 2000 an die Wehr überstellt. Am 4. Juni 2000 fand anlässlich des 125-jährigen Gründungsfestes mit Festmesse im Florianipark die Segnung des neuen Löschfahrzeuges statt.